Was haben Will Smith, The Smiths und Mr. Smith Goes To Washington gemeinsam? Für die Band Blossoms stehen Schauspieler, Band und Film für Erfolg. Als die fünf Jungs aus Nordengland vor vier Jahren ihre Webseite online schalten steht dort nämlich ein Aufruf: „We want to be as mainstream as Will Smith, as great as the Smiths and as uplifting as Mr. Smith Goes To Washington.“
Und jetzt vier Jahre später? Blossoms haben noch nicht alle ihre Ziele erfüllt, aber sie arbeiten daran. Mainstream war ihr selbstbetiteltes Debüt allemal, Chartplatz 1 in UK, nominiert für den Mercury Prize. Die großartigen The Smiths kopieren klappt auch: Blossoms Sänger Tom Ogden zoffte sich im Februar öffentlich mit Gitarrist Josh Dewhurst, sodass deren Label eine Nummer gegen Kummer einrichten musste, weil die Fans fürchteten, die Band könnte sich trennen. Zur Erinnerung: 1987 lösten sich The Smiths auf, nachdem Sänger Stephen Morrissey und Gitarrist Johnny Marr Zoff hatten. Aber politisch etwas verändern wie Jefferson Smith im Film von 1939, das ist Blossoms noch nicht gelungen.
Dabei haben sie schon viel verändert, nicht politisch, aber musikalisch. Ihr zweites Album Cool Like You klingt ganz anders als der selbstbetitelte Vorgänger. „Jahrelang galt das, was Decca einst zu den Beatles gesagt hat: Gitarrenbands sind vorbei. Und Du denkst: Okay, dann schreiben wir halt noch bessere Lieder“, erzählte Ogden vor zwei Jahren dem britischen Guardian. Besser als die Beatles? Nicht wirklich, aber zumindest absolut gitarrenlastig war das Debüt. Der Indierock ist auf Cool Like You nun tatsächlich vorbei. So viel Orgel gibt es sonst nur in der Kirche. Dazu ohne Ende Synthies, Electroriffs und ganz schmusige Texte von Ogden: „It’s okay I didn’t do drugs, I kiss before the girl gets lost“ in Unfaithful oder „Since you left my heart there is a vacancy“ auf Stranger Still. Fertig ist das 80s-Disco-Album.
Damit erinnern die fünf Freunde von Blossoms an ihre australischen Kolleg*innen von Cub Sport. Die haben vor zwei Jahren ein ähnlich klingendes Debüt zur gleichen Zeit veröffentlicht. Verliebte Texte und Chartstürmer im Frühling sind einfach ein Ding. Die Songs von Blossoms haben einen bestimmten Effekt. Jemand hört sie im Radio hört, zum Beispiel wie Ogden darüber singt, wie er seine ehemalige Freundin nie zurückgerufen hat, obwohl sie sich einst geliebt haben (There’s A Reason Why (I Never Returned Your Calls), und denkt: Hey, das klingt aber cool, das passt genau in meine Stimmung.
Da sind die catchy Tunes, die modern und poppig klingen. Gleichzeitig sorgen Synthies und Orgel für diesen Sound der 80er Jahre, den man der jungen Band eigentlich gar nicht zutraut, weil die fünf Jungs selbst die 90er Jahre kaum mitbekommen haben (Bassist Charlie Salt ist mit 26 Jahren der älteste). Diese Ambivalenz in ihrer Musik schürft dann goldige Hits wie I Can’t Stand It. Und genau deshalb wird auch Cool Like You die Charts in UK hochklettern, selbst wenn die Gitarrenbands nun wirklich vorbei sein könnten.
(Julian Beyer, eldoradio*)
RÜCKSCHAU
ARCHIV
WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
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KW 19/2016 | Golf | Playa Holz | Styleheads Music |
KW 15/2016 | Future Elevators | Future Elevators | Communicating Vessels |
KW 17/2017 | Little Dragon | Season High | Because Music |
KW 13/2016 | MMOTHS | Luneworks | Because Music |
KW 23/2023 | Christine and the Queens | ANGELS, PARANOÏA, TRUE LOVE | Because Music |
KW 11/2016 | Illegale Farben | Illegale Farben | Rookie Records |
KW 10/2016 | Ed Tullett | Fiancé | Monotreme Records |
KW 09/2016 | Telegram | Operator | Gram Gram |
KW 02/2018 | Shame | Songs of Praise | Dead Oceans |
KW 19/2017 | Slowdive | Slowdive | Dead Oceans |