Das Albumcover von Jalousie der Band Messer

Wir sehen eine silbrig-weiße Jalousie gegen schwarzen Hintergrund – schauen wir hinaus oder hinein? Das Cover des neuen Langspielers “Jalousie” von Messer lädt zum Interpretieren ein. So verhält es sich auch mit dem Inhalt des Albums – die Songs klingen frisch und tiefgründig, wenn auch eigentümlich.

Bereits im Juni veröffentlichten Messer auf ihrer EP “Kachelbad” zwei Songs des kommenden Albums, und bereits damals waren deutliche Veränderungen in der Band zu hören. Nach den zwei Alben “Im Schwindel” und “Die Unsichtbaren” verläßt Gitarrist Palle Schaumburg die Band, Langzeit-Live-Percussionist Manuel Chittka und Multiinstrumentalist Milek erweitern sie. Bassist Pogo McCartney wendet sich plötzlich vermehrt der Orgel zu, und Texter und Sänger Hendrik Otremba schreibt noch literarischer, noch vertrackter als bisher. Messer haben in den letzten Jahren, nach China-Touren und Theaterexkursionen, eine offensichtliche Entwicklung durchlaufen.

Die beiden Vorabsingles und EP-Vertreter “Der Mann, der zweimal lebte” und “Detektive” lassen diese Entwicklung bereits deutlich werden. Viel Echo auf der Gitarre und treibende, fast galoppierende Percussion sind hier noch die offensichtlichsten Merkmale, die sich in Messers Musik breit machen. Dass Messer sich selten den klassischen Liedstrukturen von Strophe-Refrain-Strophe-Refrain hingeben, ist man bereits gewohnt, und das sorgt auch hier für angenehm ungewohnte Hörerlebnisse. Mancher mag dies als befremdlich und wenig eingängig empfinden, gerade durch Otrembas sperrige und artistische Texte; tatsächlich verlangt “Jalousie” ein wenig Zeit vom Hörer ab, um sich einzuarbeiten.

Denn besonders abseits der Singles sind auch langsame und atmosphärische Lieder zu hören, die geradezu abschreckend wirken können. Der Opener “So sollte es sein” beispielsweise beschreibt gegen schwere Orgeln und tragendes Akkordion eine Mord-ähnliche Szenerie, wenn Otremba mit angestrengt tiefer Stimme singt: “Es riecht nach Regen / riecht nach Metall / Es schmeckt nach Blut in deinem Mund / Wir schlagen auf, es ist vorbei”. Andererseits gibt es Songs wie “Meine Lust”, die mit Geschrammel und Hektik dafür sorgen, dass Messer das Post-Punk-Label nicht verlieren.

“Jalousie” ist ein Werk des Fortschritts und der Selbstfindung; die Band hat sich entwickelt und einen eigenen – und eigentümlichen – Sound für sich gefunden. Ein bisschen düster, ein bisschen 80er-Post-Punk. Dieser Sound mag nicht für alle sofort eingängig erscheinen, doch wenn man sich Zeit nimmt, wird klar, dass die fünf Jungs ein Händchen für Melodien und sogar Ohrwürmer haben. In jedem Fall wissen Messer, wie sie uns zum Nachdenken anregen – sei es durch vertrackte Texte oder eine simple Jalousie. 

(Sebastian Seifert | CampusFM)

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