Högni - Two Trains

Kann Musik Angst machen? Definitiv. Ohne gruseliges Bildmaterial, sondern nur über den Klang jagt Högni seinen Hörerinnen und Hörern einen dicken Schrecken ein. Two Trains heißt sein Debütalbum und das sollte man nicht alleine hören.

„Come to me, close that door, draw the blinds, I prefer the dark“, singt Högni auf Shed Your Skin. In der Dunkelheit ist seine düstere Musik tatsächlich am besten aufgehoben, mit Högni aber einen dunklen Raum zu teilen, ist dann wohl keine gute Idee. Sein Sound ist nichts anderes als Musik zum Fürchten. Wummernde Bässe und verwackelte Soundspuren, langgezogene Instrumentals von Streichern und diese ansteigenden Melodien auf Two Trains. Dazu Songtitel, die übersetzt „Häute Dich“, „Komm mit mir“ und „Unfall“ bedeuten. Da braucht es auch keinen Clown mehr, der um die Ecke gesprungen kommt, um den Puls in die Höhe zu treiben.

Bei Crash hat es anfangs den Anschein, als könnte es ein „hellerer“ Song werden. Högni singt zu treibenden Trommeln und Streichern, ein entspannter Sound. Doch bei einer Länge von 4:57 Minuten bleibt dem Isländer viel Spielraum, also baut er mittig ein instrumentales Streicher-Solo ein, um dann Beat und Rhythmus komplett auszutauschen und fortan mit wabernden Bässen weiterzuarbeiten. Singen tut Högni dann auch nicht mehr, aber das muss er auch gar nicht, weil konsequent das Stöhnen eines Mannes zu hören ist. Gleiches gilt für Break Up. Högni startet mit einem schönen souligen Gesang, ehe Wackler im Klanggewand die Atmosphäre zerstören und immer lauter werdende Horrorbeats einen gedanklich wieder ins Kellerverlies schicken.

Als der isländische Künstler noch ein Teenager war, hat er Popmusik produziert. Jetzt steht er in einer Art Teufelskostüm im Wald und verbirgt sein Gesicht hinter Rauchschwaden, wie ein Foto seines Labels zeigt. Was ist nur mit diesem Kerl passiert? Mit 21 Jahren beginnt Högni an der Iceland Academy of the Arts zu studieren, und entwickelt seinen eigenen sehr experimentellen Stil, den er allerdings erst jetzt so richtig auslebt. Zuvor wirkte der Isländer in einer Indierock-Band und einem Technoprojekt mit, welche in Deutschland allerdings kaum beachtet wurden. An Two Trains wird man in diesem Jahr nicht vorbeikommen. Es ist ein erstaunliches, wenn auch Furcht einflößendes Debüt des Mannes mit den langen blonden Haaren.

(Julian Beyer, eldoradio*)

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