Der Britpop ist eindeutig in 2018 nach ein paar ruhigeren Jahren auf die Playlisten zurückgekehrt. Erst haben die Arctic Monkeys nach fünf Jahren Pause ihr neues Album veröffentlicht. Jetzt ist die nächste Band zurück: Razorlight. Und die haben sich noch mehr Zeit gelassen. Zehn (!) Jahre liegen zwischen dem dritten Album Slipway Fires und der neuen Platte Olympus Sleeping.
2011 fragte der britisch Guardian: „Was zur Hölle ist mit Razorlight passiert?“ Die Antwort der Band auf Olympus Sleeping: Hey, eigentlich nichts. Am Klang hat sich in den vergangenen zehn Jahren nämlich nicht viel getan. Die hohe Stimme von Johnny Borell, dem ehemaligen Bassisten der Libertines, der bei Razorlight zum Gesang gewechselt ist, macht immer noch den einen Großteil dessen aus, was beim Hören hängen bleibt. Und dann sind da noch diese für die Band und das gesamte Britpop-Genre so typischen Indieriffs, also Gitarrensoli bei der an mehreren Gitarren gleichzeitig gezupft wird – im Song No Answers dauert das ganze 1:07 Minuten.
Got To Let The Good Times Back Into Your Life ist nicht nur eine grandiose Aufforderung, sondern besticht wie so viele der Songs auf Olympus Sleeping durch die ironischen Texte der Band: „Oh, Bellesy got wiser than she was before. Saying, just saying, saying nothing much more.“ Der typische Indierock-Sound wie auf No Answers und Sorry? wird manchmal auch erweitert: der Song Olympus Sleeping kommt durch Mehrstimmen-Gesang punkig daher, Midsummer Girl hat diesen für den SKA typischen schnellen Rhythmus, Good Night beginnt mit Gitarrenriffs und ist trotz des Namens eher ein heftiger Rock-Wachmacher (was möglicherweise daran liegt, dass die Band am Schlagzeug Martin Chambers der Rockband The Pretenders neu dazugewonnen hat), Carry Yourself ist im Refrain purer Pop, der deshalb auch ein Feature von You Me At Six sein könnte, weil der Refrain sehr an deren Single Back Again erinnert.
Razorlight hat mit Olympus Sleeping ein abwechslungsreiches Werk geschaffen. Der typische Klang ist unverkennbar, wird aber in den Songs verschieden interpretiert. So löst in Razorchild beispielsweise ein Schlagzeugbeat die Gitarren als Grundlage für Borells Gesang ab. Inhaltlich geht es oft um Liebe – gefühlt ein bisschen mehr als früher, dafür fehlen auf dem Album die Songs, die die Band so bekannt gemacht haben: ruhige Balladen wie America oder Wire To Wire. Iceman ist der einzige Track, der diesen alten Hits ähnelt und stiller ist als der Rest auf Olympus Sleeping. Darauf erzählt Borell von den Liveauftritten der Band bevor sie bekannt geworden ist – „playing weddings and bar mitzvahs, too“ – mit dem neuen Album geht es im kommenden Jahr wieder auf Tour.
(Julian Beyer, eldoradio*)
RÜCKSCHAU
ARCHIV
WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
---|---|---|---|
KW 15/2015 | Young Fathers | White Men Are Black Men Too | Big Dada |
KW 14/2015 | Erfolg | Erfolg | Staatsakt |
KW 13/2015 | Courtney Barnett | Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit | House Anxiety |
KW 12/2015 | Will Butler | Policy | Merge |
KW 11/2015 | Bilderbuch | SCHICK SCHOCK | Maschin |
KW 10/2015 | Dan Deacon | Gliss Riffer | Domino |
KW 09/2015 | Future Brown | Future Brown | Warp |
KW 08/2015 | Ibeyi | Ibeyi | XL |
KW 07/2015 | Title Fight | Hyperview | Anti |
KW 06/2015 | Viet Cong | Viet Cong | Jagjaguwar |