Wenn Madonna sich bereit schlagen lässt, für das Album eines anderen Künstlers die Rolle eines großen Auges zu übernehmen und das Vorhaben mit den Worten quittiert "You're crazy, I'll do it!", dann lässt das auf eine vielversprechende Platte hoffen.
Und die Erwartungen an ANGELS, PARANOÏA, TRUE LOVE des französischen Künstlers Christine and the Queens (he/him) werden nicht enttäuscht.
Die prominenten Themen der intensiven und emotionalen Songs sind der Tod von Chris Mutter, Angst und Trauer und das Auseinandersetzen mit dem eigenen Sein. Als non-binärer, pansexueller Mensch.
Ein Album in drei Akten.
Akt I
Dramatisch beginnt das Album mit dem Stück Ouverture, hört sich fast an wie ein Erwachen, eine Geburt. Tears can be so soft dagegen ist sehr explizit. "I miss my mother, my brother, my lover, my friends". Melancholisch und verletztlich fragt Chris die Hörer:innen dann im vierten Track
"Do you want to spend a day
Just a day in the water"?
Weiter gehts mit himmlischem Violinspiel, Madonna und einem experimentellen 11 Minuten Track, der die Hörer:innen aufgewühlt in den nächsten Akt spuckt.
Akt II
Der zweite Akt startet düster. Flowery days ist voller Trauer und hinterlässt doch Hoffnung. Diese wächst im nächsten Song I met an angel noch an. Auch hier schwebt Madonna als großes Auge über allem. Kraftvolle Trommeln geben den Hörer:innen das Gefühl von Aufbruch. Es folgen die Tracks True Love und Let me touch you once, beide featured von 070 Shake. Der letzte Song des zweiten Akts heißt Aimer, puis vivre und ist der einzige Song auf der neuen Platte, den Chris in seiner Muttersprache Französisch performt.
Akt III
Der Song Shine stellt die existenzielle Frage "What makes me a human?", um dann festzustellen "It's alright, it's the shine". Lick the light out startet unentspannt, doch nach knapp zweieinhalb Minuten erscheint Madonna, klagt an und fragt "You smoke too much, do you wanna chase me away?". Nach dieser Begegnung ändert sich die Stimmung, Aufbruch ist wieder zu spüren. Der nächste Song To be honest ist mit über vier Millionen Klicks bislang der meistgespielte Song des Albums auf Spotify. Danach singt Chris sogar voller Zuversicht "I feel like an angel". Mit Big eye endet die Platte fast mantraartig.
20 Songs. 1 Stunde und 36 Minuten. Zerbrechlich. Schmerzhaft. Kraftvoll und zuversichtlich. Man kann nicht anders, als das Album mit Chris zu fühlen. Ein intimes, ehrliches Werk.
Luisa Becher, eldoradio*
RÜCKSCHAU
ARCHIV
WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
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KW 15/2015 | Young Fathers | White Men Are Black Men Too | Big Dada |
KW 14/2015 | Erfolg | Erfolg | Staatsakt |
KW 13/2015 | Courtney Barnett | Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit | House Anxiety |
KW 12/2015 | Will Butler | Policy | Merge |
KW 11/2015 | Bilderbuch | SCHICK SCHOCK | Maschin |
KW 10/2015 | Dan Deacon | Gliss Riffer | Domino |
KW 09/2015 | Future Brown | Future Brown | Warp |
KW 08/2015 | Ibeyi | Ibeyi | XL |
KW 07/2015 | Title Fight | Hyperview | Anti |
KW 06/2015 | Viet Cong | Viet Cong | Jagjaguwar |