Different Creatures heißt das neue Album von Circa Waves und die Band hätte keinen besseren Titel finden können. Denn im Vergleich zum Erstlingswerk haben sich die vier Jungs aus Liverpool durchaus in ‚andere Kreaturen‘ entwickelt.
Schon das das Albumcover erweckt diesen Eindruck durch zwei blutunterlaufene Augäpfel auf rotem Hintergrund. Auch der dementsprechend düstere und vergleichsweise rockigere Klang der neuen Platte hat nicht mehr allzu viel gemeinsam mit ihrem Debüt Young Chasers, welches uns unter anderem den Indie-Sommerhit T-Shirt Weather brachte. Die Veränderung zum zweiten Album war von Circa Waves dabei durchaus beachsichtigt. In einem Interview mit NME sagt Frontmann Kieran Shuddall dazu: „All of us wanted to make a massive change and bring in these different songs. We played indie songs before and I wanted to progress. The first album felt like a daytime record and this one’s based in the nighttime, if that makes sense.“ Die nächtliche Stimmung merkt man zum Beispiel bei der zweiten Single-Auskopplung Fire That Burns. Direkt mit dem anfänglichen wilden Gitarrengeschrammel zeigen die Jungs, dass sie sich vom harmlosen Indie-Image verabschieden wollen. Das spiegelt sich auch in den Lyrics wieder: „You lit the fire that burns / Inside us / I'm not innocent / I lit the fire.” Passenderweise geht es im dazugehörigen Video um einen Serienmörder. Zu sehen in dem Video ist Game of Thrones-Star Isaac Hempstead Wright, seinerseits selbst großer Fan der Band. Vielleicht kann sich die Serie ja demnächst im Gegenzug ein paar Songs von Circa Waves ausborgen, schließlich gehört auch dort Mord zur Tagesordnung.
Auf den weiteren rockigeren und schnelleren Stücken wie Goodbye und A Night On The Broken Tiles erinnern Circa Waves sehr an Bands wie Arctic Monkeys und auf dem titelgebenden Different Creatures auch mal an Two Door Cinema Club. Mit Out On My Own beweisen die Liverpooler aber auch, dass sie auch mal runterschalten können. Der Songtext hat es dabei immer noch in sich und erzählt vom Alleinsein und der Einsamkeit - Gefühle, mit denen sich wahrscheinlich jeder in seinen Zwanzigern schon mal rumgeschlagen hat. Trotzdem müssen Fans des ersten Albums jetzt nicht befürchten, dass sich Circa Waves jetzt ganz vom Indie-Genre abgewandt haben. Crying Shame ist der Beweis dafür, dass es immer noch schnell und upbeat geht.
Mit Different Creatures haben Circa Waves bewiesen, dass es ihnen gelingt, ein abwechslungsreiches zweites Album zu schaffen, ohne alles von dem über Bord zu werfen, was sie bei Indie-Fans so beliebt gemacht hat. Die dauerhafte Gute-Laune-Stimmung des Erstlings fehlt zwar jetzt, aber sie war eben auch eines: nichts Besonderes. Kieran Shuddall ist selbst sehr von seinem neuen Werk überzeugt: “I honestly don’t think anyone has made a rock record like this in a long, long time.“ Mutige Worte, auch wenn das Album dem nicht unbedingt gerecht wird. Different Creatures ist kein bahnbrechendes Rockalbum, meistert die einschüchternde Aufgabe des zweiten Albums aber gekonnt. In jeden Fall warten wir gerne ab, wie sich Circa Waves musikalisch weiterentwickeln werden.
(Jacqueline Winkler, CampusFM)
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