Cover: De La Soul - and the Anonymous Nobody

Mit ihrem Album and the Anonymous Nobody kehren De La Soul, ein Urgestein des Hip Hop, nach elf Jahren zum LP-Format zurück. Kickstarter-finanziert und mit Auftritten verschiedenster Genregrößen spricht ihre neunte LP eine deutliche Sprache: Wir sind hier, und wir gehen so schnell auch nicht wieder.

De La Soul galten seit Ende der 80er Jahre als wichtige Vertreter des Hip Hop. Mit ihren cleveren und selbstironischen Raps und einer gesunden No Fucks Given-Attitüde bewegten sich die drei New Yorker abseits von Gangster-Dasein, Bling und Rap-Fehden. Wie populär die “Hippie-Rapper” tatsächlich waren, wurde während ihrer Kickstarterkampagne des letzten Jahres deutlich: Angepeilt waren 110.000 US-Dollar – die waren schon in den ersten zehn Stunden eingeholt. Letztendlich hatten De La Soul mächtige 600.000 US-Dollar zur Verfügung, und die wurden ausgereizt.
 
Mit nicht weniger als 17 selbstproduzierten Tracks – basierend auf Jams ihrer Studioband - weisen De La Soul ein Album mit fast 70 Minuten Spielzeit auf, sie selbst sind jedoch überraschend bescheiden. Auf gerade mal fünf Songs stehen sie selbst im Vordergrund, der Rest der Platte ist gefüllt mit Features namhafter Genrevertreter. In der Single Pain zeigt sich etwa Snoop Dog von seiner besten Seite und angenehm laidback. Justin Hawkins von The Darkness legt sein Rockfalsett über den 7-Minuten-Rock-Epos Lord Intended, und Gorillaz-Mastermind und langjähriger De La Soul-Freund Damon Albarn sorgt mit dem wunderschönen Here in After für das Fast-Schlußwort des Albums. Hinzu gesellen sich David Byrne (Talking Heads), Usher, 2 Chainz, Little Dragon… so eindrucksvoll sich die Liste an Gastauftritten liest, so enttäuschend ist sie auch für De La Soul-Fans. Warum stehen Posdnuos, Dave und Maseo nicht im Vordergrund? 

Dabei kommt der Humor von De La nicht zu kurz. Der Opener Royalty Capes kündigt das Trio mit Klischee-Fanfaren an, und der Song TrainWreck endet mit – wie passend – einem entgleisenden Zug. Aber De La Soul können auch ernst, und zwar gut. Greyhounds zeichnet ein Bild von geplatzen Träumern junger New York-Zugereister, und Exodus zementiert De La als Musiker frei von auferlegten Regeln und fern von Überheblichkeit. Mit and the Anonymous Nobody haben De La Soul ein mächtiges, langwieriges Testament abgelegt – auch aus dem Hintergrund heraus sind sie zu Großem fähig. Das war bei diesem Urgestein ja aber sowieso immer bekannt. (Sebastian Seifert, CampusFM)

 

____________
Der Silberling der Woche ist eine Kooperation der Campusradios
CT das radio, Campus FM und eldoradio* unter dem Dach der Campuscharts.
Daher findet ihr hier jede Woche eine Rezension zu einem besonders interessanten Album, wechselweise von den Musikredaktionen dieser drei Campusradios verfasst.
Checkt auch: www.silberlingderwoche.de

RÜCKSCHAU

KW 28/2024
KOKOKO! - BUTU
KOKOKO! BUTU
KW 16/2024
Girl in Red I´M DOING IT AGAIN BABY!
KW 35/2023
Slowdive Everything Is Alive
KW 34/2023
Genesis Owusu Struggler
KW 23/2023
Christine and the Queens ANGELS, PARANOÏA, TRUE LOVE

ARCHIV

WOCHE Künstler/Band NAME DES ALBUMS/SONGS MUSIKLABEL
KW 21/2018 Palace Winter Nowadays Tambourhinoceros
KW 22/2016 Palace Winter Waiting For The World To Turn Tambourhinoceros
KW 21/2016 ΩRACLES Bedroom Eyes This Charming Man Records
KW 20/2016 ANOHNI Hopelessness Rough Trade
KW 19/2016 Golf Playa Holz Styleheads Music
KW 18/2016 Higher Authorities Neptune Domino Records
KW 16/2016 Bibio A Mineral Love Warp
KW 15/2016 Future Elevators Future Elevators Communicating Vessels
KW 14/2016 Black Mountain IV Jagjaguwar
KW 13/2016 MMOTHS Luneworks Because Music