Cover: The Drink - Company

Jahresbestenlisten so spät wie möglich anfertigen. Das lehren uns Bands wie The Drink noch kurz vor Jahresende. Das Trio aus London legt den süßen und unschuldigen, aber nie unbewussten Falsettgesang von Sängerin Dearbhla Minogue auf mal kantige, aber immer melodische Indiepop-Gitarren. Das Resultat: unbeschwerte und vor allem unaufdringliche Songs, die gerade wegen ihrer unprätentiösen Machart eine kleine Sensation sind.

Dearbhla klingt auf "Company" wie die Streberin aus dem Kirchenchor. Das erinnert an den Gesangstil der Vivian Girls oder auch an die hohen Lagen, die man bei Veronica Falls vernehmen kann. Und auch bei The Drink kann man einen Hauch Twee-Pop spüren (ein schönes Klangbeispiel, wie man sich an dieser Vergangenarbeit ein wenig abarbeiten kann, lieferte zuletzt das Debüt der Coves). Um wegen dieser Referenzen aber keine Missverständnisse zu erzeugen: echten Shoegaze liefert das junge Gespann nicht, auch wenn vereinzelt ein paar Hall-Effekte auf die Vocal-Spuren gelegt wurden ("Junkyard" und "Beasts Are Sleeping"). Stattdessen vernimmt man melodischen und leicht verspielten Indie-Pop, der immer einen Hauch Proberaum erklingen lässt.

Genau dieser Flair der Ungeschliffenheit ist durchaus charmant. Der Niedlichkeitsfaktor, der noch nicht einmal zu kokettieren scheint, kann aber nicht verhindern, dass man sich zumindest einige Gesänge von Minogue auch bei Daughter vorstellen könnte. Die Dramatik wird aber durch die quirligen Arrangements immer wieder rausgenommen, auch wenn die Band ihre Musik eher als Dark Folk-Pop verstanden wissen will. Diese Bezeichnung irritiert ein wenig, weil sich eine düstere Stimmung nie ganz aufbauen kann und es The Drink für Augenblicke auch mal Richtung Post-Punk zieht ("Haunted Place"). So oder so: The Drink spielen stilsicher und konsequent auf einer homogenen, aber nie eintönigen Platte. Attribute, die sicherlich nicht jedes Debütalbum für sich beanspruchen kann, auch wenn es phasenweise langweilige Momente gibt, die dann doch ein wenig leierig nach Sing-Sang-Session klingen.

Man hört "Company" nicht an, dass die Scheibe sich aus drei EP´s zusammensetzt, die zu zwei Dritteln bereits zu unterschiedlichen Zeitpunkten 2013 aufgenommen worden sind. Denn das Album klingt wie aus einem Guß und das darf man dann wohl durchaus als Stimmigkeit verbuchen. Das Einzige, was man dieser Band eventuell als guten Rat mit auf den Weg geben kann: bei der nächsten Scheibe ein anderes VÖ-Date auswählen. Denn es wäre eindeutig zu schade, wenn man dieses Trio übersehen würde. (Philipp Kressmann | CT das radio)

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