Klobige graue Tischtennisplatten werden wohl nie von deutschen Schulhöfen verschwinden. Gut so, denn genau die dürften Inspiration gewesen sein für GOLFs ersten Hit Ping Pong. Damit zog die Kölner Band im Jahre 2014 erstmals all unsere Aufmerksamkeit auf sich. Weitere zwei Jahre hat es nun bis zum ersten Album Playa Holz gedauert. Der Titel kombiniert zwei Gegensätze: mit „playa“ das warme, entspannende Gefühl von Strandurlaub und sowie das kantige deutsche Wort „Holz“. Never forget where you come from, mögen sich GOLF dabei gedacht haben, denn nach ihrer Tour durch Vietnam und die Philippinen haben sie nicht mehr nur Fans am Rhein.
Playa Holz besticht mit catchy Popbeats, die hundertprozentig tanzbar sind, verträumt und durch das Stimmen-und-Instrumenten-Schichtprinzip nach viel und wenig gleichzeitig klingen. Clevere Texte mit vielen Zitaten und Referenzen erinnern ein wenig an die Hamburger Trümmer. Die Band selbst bekommt zwar das Label „Kölner Musik” aufgedrückt, angefangen hat aber alles in Essen. Mittlerweile leben die Jungs fast alle in unterschiedlichen Städten: Köln, Essen und Berlin. Geprobt wird auch schon mal online, „“Pop aus der Cloud” ist laut GOLF, was dabei heraus kommt.
Genau wie die vier Freunde, ist auch die Band GOLF noch ziemlich jung. Nachdem sie zeitweise Eisberg hießen, ging mit Ping Pong 2014 alles los. Damals noch ohne die Gesichter der Bandmitglieder Wolfgang, Jonas, André und Nils als Inkognitoband. Das musikalische Konzept ist im Gegensatz zu den versteckten Gesichter geblieben: breite, pulsierende Klangwelten, die irgendwo zwischen Caribou und Prince eingeordnet werden können, sind auf dem Debüt genauso zu finden wie schon auf der EP von 2014.
Inhaltlich greifen GOLF tief in die Generationenkiste. Die 90er-Kids werden mit Macaulay Culkin abgeholt (den sowieso keiner außer uns so ganz verstehen kann), auf dem Berlin-City-Fixi-Bike durch das Nachtleben geschickt (Tour de France) und weil die Liebe da so schwer zu finden ist, schauen wir anschließend mal ins iPhone. Das lässt sich immerhin einfach ausschalten, wenn wor keinen Bock mehr auf romantische Beziehungen oder Tinder haben. Wer dann mal wieder in dem ganzen Viel verloren gegangen ist, kann nach Thailand fahren, um dort das wahre Ich zu finden („Thailand ist nur ein großer Spiegelsaal / Für wenig Geld findet jeder sich selbst.” Macaulay Culkin).
Ähnlich wie Bilderbuch auf SCHICK SCHOCK haben GOLF ein Händchen für geschmackvolles Samplen. Sowohl Field Recordings wie in Ping Pong wie auch Fremdaufnahmen (Viel) sind auf Playa Holz zu finden und tragen auf sehr angenehme Art und Weise zum Groove der Platte bei. Der funktioniert im Sommer beim Picknick auf der Uniwiese mindestens genauso gut wie nachts in der Disco.
(Julia Seegers | CT das radio)
RÜCKSCHAU
ARCHIV
WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
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KW 21/2018 | Palace Winter | Nowadays | Tambourhinoceros |
KW 22/2016 | Palace Winter | Waiting For The World To Turn | Tambourhinoceros |
KW 21/2016 | ΩRACLES | Bedroom Eyes | This Charming Man Records |
KW 20/2016 | ANOHNI | Hopelessness | Rough Trade |
KW 19/2016 | Golf | Playa Holz | Styleheads Music |
KW 18/2016 | Higher Authorities | Neptune | Domino Records |
KW 16/2016 | Bibio | A Mineral Love | Warp |
KW 15/2016 | Future Elevators | Future Elevators | Communicating Vessels |
KW 14/2016 | Black Mountain | IV | Jagjaguwar |
KW 13/2016 | MMOTHS | Luneworks | Because Music |