„Be Small“ – so eingänglich und gleichzeitig so widersprüchlich ist der Titel von Here We Go Magics neuem Werk. Denn die Band selbst hat sich in eine gegensätzliche Richtung entwickelt. Große Kooperationen mit Namen wie Radiohead hatten kurzzeitig Starallüren befürchten lassen. Dabei ist die kleinere Produktion im Falle von Here We Go Magic auf jeden Fall das größere Hörvergnügen.
Bereits Ende 2008 gründeten sich Here We Go Magic aus den Mitgliedern Luke Temple, Michael Bloch und Peter Hale. Angefangen hat jedoch alles bei Luke Temple, der in Eigenregie das selbstbetitelte Album „Here We Go Magic“ im Jahr 2009 herausbrachte. Es folgten nur ein Jahr später Kooperationen mit Bands wie Grizzly Bear, The Walkmen und White Rabbits. Gemeinsam starteten sie zur Tour und schauten auf einigen Festivals vorbei. In dieser Zeit expandierte die Band auf ihren Höchststand von 5 Mitgliedern, schrumpfte aber auch schnell wieder. Einer Arbeitsmaschinerie gleich bastelten sie zwischen all den Auftritten an der Produktion eines weiteren Longplayers. Und zack: Album Nummer zwei („Pigeons“) erschien mit nur einem Jahr Abstand schon 2010. Ihrem Auftritt beim Glastonbury-Festival ist es zu verdanken, dass Radiohead-Legend Nigel Godrich auf die Band aufmerksam wurde und schließlich mit ihnen ein Album Nummer drei produzierte. „A Different Ship“ kam und machte Here We Go Magic zum angesagten Geheimtipp.
Mit „Be Small“ geht es jetzt also „back tot he roots“. Mit den Erfolgen im Nacken, legen Luke Temple und seine Mitstreiter wie bei ihren ersten Alben und EPs wieder selbst Hand an. „Be Small“ ist eine Eigenproduktion und damit ein deutlich eigenständigeres und bodenständigeres Album als seine Vorgänger. Das Schöne daran: Kompositorischen können sich Here We Go Magic auf jeden Fall auch ohne dicken Support hören lassen.
„Stay low on the ground / stay low on the ground now / be good in the dark / be good in the dark“, ist die passende Liefpassage im Titeltrack “Be Small”. Das ist kein Ratschlag, das ist ein mehrstimmiger Befehl. So verwundert es nicht, dass auch der Refrain des Songs auf den Adressaten losgeht: „be small, just as you are / in the claim of your sweet surrender / be small be a wink in the darkness“.
Das ganze hört sich allerdings durch die verspielten Klangkonstrukte und die eher heitere Melodie nicht wirklich bedrohlich an, man möchte den Text fast ironisch auffassen. Hier spiegelt sich die Attitüde des Kleindenkens also lediglich in den Texten wider. Musikalisch schöpfen Temple und Co. wie auch bei den anderen Songs auf der Platte aus dem Vollen. „Falling“ spielt weiter mit dieser Zweideutigkeit aus verspielter Textarbeit mit eher heiteren Klängen: So geht es hier zunächst um einen tiefen Fall und das Aufgeben, wird letztendlich jedoch als ein „falling in love“ aufgeklärt ohne sich dabei in einer kitschigen Ballade zu verlieren.
Here We Go Magic sind progressiv. Das gesamte Album ist von kleinen gewollten Widersprüchen gespickt und legt dabei permanent den coolen Gestus der ausgeprägten Souveränität an den Tag, von Überheblichkeit aber keine Spur.
Ein Album also, das in sich textlich und musikalisch polarisiert und dem ein großes Maß an Professionalität innewohnt. Ein Musterbeispiel für eine Band, die ihre Identität trotz großen Erfolgs nicht verloren hat. (Julian Minor | CT das radio)
RÜCKSCHAU
ARCHIV
WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
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KW 39/2017 | Sløtface | Try Not To Freak Out | Propeller Recordings |
KW 34/2014 | Trümmer | Trümmer | PIAS |
KW 15/2014 | SOHN | Tremors | 4AD |
KW 05/2017 | Cancer | Totem | Tambourhinoceros |
KW 48/2016 | Hyphen Hyphen | Times | Warner |