Hookworms oder auf Deutsch Hakenwürmer sind fiese kleine Biester, die einmal im Körper angelangt, sofort loslegen, diesen aufzufressen. Ein tödlicher Bewohner. Von so einem Gast ausgehöhlt fühlt sich auch MJ. Als Sänger und Texter der Hookworms verleiht er ihren Songs seit 2011 den traurigen Charme selbstzerstörerischer Tagebuch-Einträge.
Wie auf dem Vorgänger-Album verliert sich MJ auf "The Hum" in dunklen Momenten, besingt im Song "On Leaving" mitreißend traurig den Tod eines Freundes und scheint zwischendurch fast am eigenen Leid zu ersticken. Aber nicht nur. Denn "The Hum" zeigt auf einmal einen Ausweg. "I moved towards the sun. I figured it out!" ruft MJ in "On Leaving". Und obwohl die Gitarre bei den gleichen zwei Akkorden bleibt, schwellen diese so intensiv an, dass wir den positiven Schimmer hören können. Es klingt, als würde uns der Song näher kommen und dann mit schwemmen, in einen angenehmen, gar nicht mehr so traurigen Strudel.
Die treibende Suche nach diesem Ausweg zieht sich durch die gesamte Platte. Ständiges Gitarrenfeedback und Echos aus tausend verschiedenen Richtungen stellen nicht nur für das Trommelfell eine Zerreißprobe dar, sondern auch für unsere Gefühlswelt. Mit dem Pop-Song "Radio Tokyo" könnten die Hookworms ein knackiges, kleines Wohnzimmer-Konzert anstimmen, wo sie uns Arm in Arm im Sing-A-Long näher kommen. Dann versinken sie mit dem Siebeneinhalb-Minüter "Off Screen" wieder in einem Ozean voll Drone und Doom-Klängen.
Hier ist ein Kampf noch nicht ganz gewonnen. Einer gegen sich selbst und die eigene Traurigkeit. Im Vorgänger-Album "Pearl Mystic" hat MJ seine Depression besungen. Jetzt kann er ihr so langsam entwischen. Dass die Spuren davon, die anhaltende Sinnsuche und die Kratzer auf der Seele gut für die Musik der Hookworms sind, wird aber ganz deutlich. Wenn die Band diese Schrammen auch zukünftig für ihre wabernden Stücke einfangen und wie auf "The Hum" zu spannenden Sounds zwischen Punk-Wurzeln, Garagen-Rock und ewig wiederholten Doom-Riffs verarbeiten kann, dann haben die Hookworms mit dieser Platte ihren ganz eigenen, vielversprechenden Sound gefunden. (np)
RÜCKSCHAU
ARCHIV
WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
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KW 45/2015 | Guy Garvey | Courting The Squall | Polydor |
KW 44/2015 | Beach Slang | The Things We Do To Find People Who Feel Like Us | Big Scary Monsters |
KW 43/2015 | Here We Go Magic | Be Small | Secretly Canadian |
KW 42/2015 | Wavves | V | Warner |
KW 41/2015 | The World is A Beautiful Place & I am No Longer Afraid To Die | Harmlessness | Epitaph |
KW 40/2015 | Julia Holter | Have You In My Wilderness | Domino Records |
KW 39/2015 | Eating Snow | Eating Snow | Freude Am Tanzen |
KW 38/2015 | Empress Of | Me | Terrible |
KW 37/2015 | Mueller_Roedelius | Imagori | Grönland |
KW 36/2015 | Beach House | Depression Cherry | Bella Union |