Joey Dosik mag für viele ein nicht allzu geläufiger Name in der Musikwelt sein. Als Mitglied des amerikanischen Funk-Kollektivs Vulfpeck bekam Dosik bisher auch nicht viel Ansehen als Solo-Interpret. Doch bereits 2016 hat der Musiker mit dem Erscheinen seiner EP Game Winner bewiesen, dass er mehr drauf hat als nur die Saxophon-Parts eines groovigen Funk-Arrangements zu spielen. Schon damals wurde er von vielen Musik-Insider für den Newcomer des Jahres gehalten.
Seit Game Winner ist es um Dosik wieder still geworden. Zwar veröffentlichte er mit Vulfpeck ein weiteres Album, solo hat er seitdem allerdings nichts mehr von sich hören lassen. Zwei Jahre hat Dosik seine Hoffnungsträger zappeln lassen, bis er mit Inside Voice endlich das lange erhoffte Debütalbum veröffentlicht, welches eine perfekte Symbiose aus oldschool R&B, 70’s Soul und funkigen Elementen ist, und wider Erwartens zu keinem Moment altbacken klingt.
So hat man auf Inside Voice den Eindruck in der Zeit zurück versetzt worden zu sein. Es sind vor allem klassische Soundelemente die auf dem Album dominieren: Streicherklänge, rhythmisches Tamburin-Spiel, zurückgenommene Klavierpassagen und ein Gospelchor, der das Retro-Feeling des Albums zusätzlich untermalt. Dennoch erscheint Inside Voice nicht regressiv, denn durch R&B Elemente verleiht Dosik den Songs einen zeitgemäßen Touch. Besonders das Duett Don’t Want It To Be Over, mit Sängerin Coco O. sticht hier aufgrund seiner Beschwingtheit hervor.
Das Klangbild auf Inside Voice erscheint eher verhalten, wird allerdings ausgeschmückt durch Dosik’s einnehmende Stimme, die ein wohliges Gefühl vermittelt. Besonders in den Interludes auf Inside Voice entfaltet Dosik sein volles stimmliches Potenzial. Dabei handelt es sich meistens um instrumentelle Versatzstücke, die eine Strophe enthalten (Down The Middle), manchmal auch nur ein Gehauche (Inside Voice Reprise). Zwar sind diese Einschübe mit jeweils einer Minute von recht kurzer Dauer, lassen den vollen Umfang seiner perfekten Stimme aber erst so richtig aufblühen. Besonders One More Time hinterlässt das Verlangen, das Gesäusel endlos in die Länge zu ziehen. So erscheint es zunächst etwas redundant, solche Einspieler auf einem Longplayer zu verkaufen, doch auf Inside Voice sind es genau diese Passagen, die die Wirkung des Albums abrunden.
Stimmungsmäßig lässt sich Inside Voice nicht so recht einordnen. Zwar beginnen die meisten Songs des Debüts eher mit der smoothen Stimme Dosik’s und wirken zunächst melancholisch, gewinnen dann mit Einsetzen der instrumentellen Begleitung an Tiefe. Don’t Want It To Be Over ist der funkigste Song auf Inside Voice. Grandma Song widmet Dosik wiederum seiner Oma, In Heaven versprüht ein Harmoniegefühl und Take Mine ist rundum der elegischste Song des Debüts.
Nach nicht mal ganzen 40 Minuten hat man das Gefühl als ob Joey Dosik einen mit seiner vollkommenen Stimme in einen Schleier aus Harmonie gehüllt hätte, und all die Probleme, die einem zuvor noch Kopfzerbrechen bereitet haben plötzlich aus der Welt wären. Vielleicht bietet Inside Voice keine Hits, die nach einmaligem Hören sofort im Kopf bleiben, dennoch ist das Debütalbum eine schöne musikalische Untermalung für gechillte Tage oder die schon bald bevorstehenden langen, grauen Herbstabende.
(Isabela Przywara, CT das radio)
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Der Silberling der Woche ist eine Kooperation der Campusradios
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