Julia Holter kommt eigentlich aus der Kollaborations-Szene und arbeitete seit Beginn ihrer Karriere mit zahlreichen Künstler zusammen. Bereits im Jahr 2011 veröffentlichte sie ihr Debüt "Tragedy". Ein Jahr später folgte mit "Ekstasis" Album Nummer zwei, das Holter zusammen mit Künstlern wie Stereolab, Kate Bush und Julianna Barwick aufnahm. Nun ist es bereits zwei Jahre her, dass auch ihr drittes Album "Loud City Song" in die CD-Regale gelangte. Die perfekte Zeit für ein Album, das ihre bisherige Entwicklung zusammenfasst und gleichzeitig neue Richtungen einschlägt: „Have You In My Wilderness“.
Auf "Loud City Song" (2013) war Julia Holter die melancholische Sängerin, deren Gesangsparts zwar leichtfüßig, die Songstrukturen aber schleppend waren. Im neuen Werk "Have You In My Wilderness" geht sie nun erstaunlich aus sich heraus und überrascht durch treibende Songs und sogar richtig fröhliche Parts. Bereits der Album-Opener "Feel You" überrascht durch mehrstimmigen Gesang gepaart mit einer verworrenen Beat-Abfolge.
"How Long?", Song Nummer drei, driftet dann etwas ab in Altbewährtes. Hier legen sich sanfte Streicherklänge unter Holters langgezogene Lyric-Passagen und man fragt sich vor allem „how long“ kann sie dieses zähe Stück hinziehen. Mit 3:58 Minuten gehört "How Long?" jedoch sogar zu den kürzeren Songs auf der Platte. Holters Musik braucht Zeit um sich zu entfalten und schließlich wieder in Ruhe auszuklingen.
"Sea Calls Me Home" überzeugt dann durch einen Folk-artigen Duktus und ist auffallend lebhaft. Der üppig instrumentierte Track und der stampfende Beat erinnert an Folk-Avantgardistinnen wie Joana Newsom. Der Track scheint in einen dieser typischen Pop-Sonnengänge leiten zu wollen, leitet dann aber doch nochmal in einen längeren Instrumentalteil über und entwickelt mit diesem sehr bedächtigen Aufbau wieder einen ganz eigenen Charme. Insgesamt gestaltet sich der zweite Teil des Albums poppiger und stellenweise sogar tanzbar. Progressiv wird es erst beim Song "Vasquez": komplizierte Rhythmen treten einem gezupften Kontrabass gegenüber. Holters Sprechgesang rundet die Szenerie des immerhin sechseinhalb Minuten Songs nicht ab, sondern verklärt das Ganze zu einem musikalischen Potpourri.
Damit wird "Have You In My Wilderness" zu einem weiteren Gesellenstück ihrer musikalischen Ausbildung in Holters Portfolio. An den Ausgefallenheiten und Details merkt man, dass Julia Holter bereits von klein auf mit Musik zu tun hatte und Einflüsse von überall her aufgesogen und verarbeitet hat. Produzent Cole M. Greif-Neill zusammen hat sie ein Album erstellt, das größten Wert auf die Stimmlichkeit und den Gesang legt, dabei aber immer wieder überraschen kann. (Julian Minor | CT das radio)
RÜCKSCHAU
ARCHIV
WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
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KW 08/2015 | Ibeyi | Ibeyi | XL |
KW 07/2015 | Title Fight | Hyperview | Anti |
KW 14/2016 | Black Mountain | IV | Jagjaguwar |
KW 06/2015 | Viet Cong | Viet Cong | Jagjaguwar |
KW 19/2018 | Blossoms | Cool Like You | Universal |
KW 04/2015 | Menace Beach | Ratworld | Memphis Industries |
KW 04/2015 | Olli Schulz | Feelings aus der Asche | Trocadero |
KW 33/2016 | Messer | Jalousie | Trocadero |
KW 02/2015 | DAngelo and The Vanguard | Black Messiah | RCA Records Label |
KW 48/2022 | Stella Sommer | Silence Wore a Silver Coat | Buback Tonträger |