KOKOKO! - BUTU

Volle Clubs und Bars, laute Musik, Menschen, die auf der Straße feiern. Wer nachts in Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo unterwegs ist, wird Teil eines besonderen und energiegeladenen Nachtlebens. Von überall hört man Musik - manchmal Trommeln, manchmal Rap, manchmal Techno. Mittendrin Straßenmusiker, die auf Plätzen und in kleinen Straßen spielen. Eine dieser Bands war lange auch KOKOKO!.

Mit selbstgebastelten Instrumenten und einem ganz besonderen Klang haben die vier Musiker aus dem Kongo schon ihr zweites Album veröffentlicht. Das neue Album "BUTU" spiegelt das lebendige Nachtleben in Kinshasa wider; die Songs schwanken zwischen Afro-Pop, Techno, Rap und allem dazwischen. Die Lyrics sind auf Lingala, einer der Nationalsprachen im Kongo. Auch der Titel des Albums, "BUTU", ist auf Lingala. Passend zum Thema des Albums wird das in "die Nacht" übersetzt. Im Hintergrund der Songs hört man Straßenlärm, Autos und Menschen, als wäre das Album an einer der Straßenecken aufgenommen worden, an denen die Band angefangen hat. Die Musik ist wild und frei und scheint keine Regeln zu kennen.

Das spiegelt sich auch in den Texten von KOKOKO! wider. In ihren Songs thematisieren sie die Probleme und Krisen in ihrem Heimatland. Der Kongo war immer wieder unter fremder Kontrolle – als Privatbesitz des belgischen König Leopold II, dann als belgische Kolonialmacht und nach der Unabhängigkeit in 1960 umkämpft von den USA und der Sowjetunion, die Zugriff auf die Rohstoffe des Landes wollten. Bis heute leidet das Land unter den Folgen der grausamen Ausbeutung durch den belgischen König und der Kongokriege, während der große Teile des Landes zerstört und mehrere Millionen Menschen getötet wurden.

Heute wird der Ressourcenreichtum im Kongo durch Technologiueunternehmen ausgenutzt. Außerdem gibt es in dem Land viel Korruption, Krieg im Osten und immer wieder bewaffnete Auseinandersetzungen. Erst im Mai gab es einen Putschversuch. Amnesty International spricht von einer humanitären Krise und schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen. Es ist deshalb nicht einfach, im Kongo zu protestieren. Kritik und Protest können nicht offen geäußert werden. Wer protestiert, wird oft hart bestraft. KOKOKO! haben einen Weg gefunden, ihren Widerstand in Musik zu formen, ihn zu performen.

Die Musiker*innen von KOKOKO! zeigen vor allem eins: Widerstand und Musik, das gehört zusammen und funktioniert auch ohne teure Instrumente oder Aufnahmestudios. Die Songs sind so frei, wie es in einem Land wie dem Kongo möglich ist und sie entführen ihre Hörer*innen in eine Welt, die erst einmal nach Nachtleben und Party klingt, aber gleichzeitig auffordert, sich zu wehren. Auch, wenn es nur versteckt möglich ist.

Anne Stratmann, eldoradio*

RÜCKSCHAU

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