Die Genres Desert Disco, Space Blues und Glam-a-billy sind erstmal ziemlich nichtssagend. Wenn man aber das selbstbetitelte Album der US-Band Kolars hört, kriegt man eine ganz gute Ahnung, was damit gemeint sein könnte. Rob Kolar und seine Ehefrau Lauren Brown verbinden auf ihrem Erstlingswerk nämlich eher bodenständige Musikrichtungen mit einer gehörigen Portion Extravaganz.
Rob Kolars spielt zum Beispiel gewöhnliche Instrumente wie die E-Gitarre oder den E-Bass, die werden aber genauso wie seine Stimme immer ausgiebig verzerrt. Lauren Brown zeigt dazu auf allen Songs echten Körpereinsatz. Zusätzlich zum Drumkit, das Lauren spielt, steht sie noch auf einer Basstrommel, die sie auch mal zum Steppen benutzt, wie zum Beispiel bei One More Thrill. Lauren entwickelt dann aus allem eine Art Schlagzeugtanz, den man sich unbedingt einmal in einem Musikvideo der Band ansehen sollte.
Durch diese Eigenarten sprühen die Songs von Kolars nur so vor Energie, Kreativität und auch Sexappeal. Tracks wie Turn Out The Lights oder Haunt Me sind verführerisch, lässig und düster, beide bauen außerdem auf klassische Blues-Elemente. Die unbeschwerten Gitarren in Dizzy hingegen erzeugen sommerlichen gute Laune-Sound. Fast alle Songs haben aber die Anziehung zwischen zwei Personen und die damit verbundenen Gefühle zum Thema – so richtig tiefgründig wird es selten.
Deswegen überrascht Change Your Mind als Abschluss des Albums umso mehr. Im Vergleich zu den anderen Songs kommt er eher verschlafen und träge daher, die Lyrics haben es aber in sich – und werden sogar politisch. Es geht darum, dass man sich noch so sehr anstrengen kann, jemanden von seiner Meinung zu überzeugen – nur die Person selber kann ihre Ansichten überdenken. Dabei gibt’s auch einen bösen Seitenhieb auf den Weltpolizisten Amerika: „We can colonize the world in a hero's disguise / Push our capital ideals on foreign lives /When all that's left is a bigger mess /why are we so surprised“.
Kolars können textlich offensichtlich mehr, als sie auf ihrem selbstbetitelten Album gezeigt haben. Für das nächste Werk würde man sich dann eine bessere Balance zwischen ernsten Themen und seichten Songs wünschen. Spaß macht das Debüt des Duos aber allemal.
(Jacqueline Winkler, CampusFM)
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