Cover: Omar Souleyman - Bahdeni Nami

 

Erneut erkunden, wir für den 08/15 Mitteleuropäer, untypische Musiksphären. Diesmal geht es nach Vorderasien, genauer gesagt in die Region Hasake, nach Syrien; denn hierher stammt der Sänger Omar Souleyman. Mittlerweile wohnt und arbeitet Souleyman im nahe gelegenen Istanbul. Hier ist auch das neue Album entstanden:„Bahdeni Nami“.

Omar Souleyman ist ein Allround-Talent. Seine Musik kann Leute aus allen Sparten und allen Ecken der Welt erreichen. So hat er es bis auf das legendäre „Glastonbury Festival“ geschafft und durfte auch einmal quer über den Ozean in Texas auf dem „Chaos in Tejas“ spielen. Begonnen hat seine Musikkarriere aber in beschaulicherem Format: 1994 war Souleyman noch als Musiker auf Hochzeitsfeiern, Geburtstagsfeiern und Geschäftsparties engagiert und verschenkte viele seiner Live-Mitschnitt-Alben an die Hochzeitspaare.
Später gelang ihm dank des amerikanischen Labels Sublime Frequencies der Aufstieg vom „Alleinunterhalter-Dasein“ in die Weltmusik-High-Society und er klapperte die großen Festival-Bühnen ab.

Auf „Bahdeni Nami“ mischt Souleymann heute traditionelle Klänge der arabischen Volksmusk und moderne Clubatmosphäre. Der Fuß wippt, sobald die ersten Klänge aus den Boxen schallen und die traditionellen Instrumente – wie die Saz – fügen sich plötzlich zu den Beatstrukturen, als sei diese Musikkomposition so gängig wie die simpelsten Formen des Rock’n’Roll.
Die Routine kommt bei diesem Album auch vom Know-How Souleymans Kollaborationspartner. So hat sich der Syrer große Namen mit ins Studio geholt und produziert einzelne Tracks mit Größen wie Four Tet und dem für den Acid-Jazz bekannten DJ Gilles Peterson. Legowelt und Modeselektor sind weitere Namen, die ihre persönliche Note ins Soungemisch „Bahdeni Nami“ einbringen konnten. Wer hier an eine Art Balkan-Beat 2.0 denkt, liegt schon sehr nah an dem, was „Bahdemi Nami“ seinen Hörern anbietet. Aber auch der Einfluss arabischer Musiker ist auf der aktuellen Scheibe zu spüren: so stammen die Saz-Klänge etwa von Khaled Youssef, mit dem Souleyman bereits in der Vergangenheit eng zusammenarbeitete.

In Bezug auf seine Texte ist sich der Syrer treu geblieben. Er singt auf kurdisch und arabisch unverdrossen über die Liebe und scheint somit ein friedlicher Gegenpol für die von Krisen und Kriegen gebeutelte Region zu sein. Omar Souleymans „Bahdeni Nami“ öffnet sich damit ein Stück weit westlichen Klanggewohnheiten. Es schüttelt den Staub der alten Traditionen ab, ohne sich dessen Identität komplett zu entledigen. Souleyman unternimmt somit den Versuch, nicht nur zeitliche Episoden der Musik miteinander zu verbinden; vielmehr knüpft er mit seiner Musik ein Band zwischen Kulturen und lässt lästige, festgefahrenen Glaubens- und Politikansichten einfach hinter sich. (Julian Minor | CT das Radio)

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