Pari San - R.I.P. Identification

Für ein Debütalbum erscheint der Titel R.I.P. Identification doch eher nihilistisch angelegt. Da fragt man sich schon, bevor man überhaupt in den Longplayer reingehört hat, ob das deutsche Duo Pari San, welches hinter der Titelgebung steckt, diesen grundsätzlichen Pessimismus auch im Klangbild ihres Debüts übersetzen. Eines wird beim ersten Reinhören auf jeden Fall deutlich: R.I.P. Identification knüpft textlich an die gegenwärtige Frage nach Identität, Zugehörigkeit und Vielfalt an, und verkörpert das Wechselspiel zwischen zwei Welten auch auf der Sound-Ebene.

Hinter Pari San stecken der Berliner Paul Brenning und die Iranerin Parissa Eskandari, die den Großteil ihres Lebens jedoch in Düsseldorf verbracht hat. Brenning liefert die rauen Beats und rythmischen Bässe, während Eskandari das kühle Geflecht aus Autotune-Loops und Synthesizer-Klängen mit ihrer zarten Stimme aufbricht. Soundmäßig oszilliert R.I.P. Identification zwischen dynamischem Elektro-Pop und orientalischen Klischees, die dem Album eine gewisse Mystik verleihen. Dadurch ergibt dich im Ganzen ein avantgardistisches Soundbild, welches sich zumindest anfangs wie ein Schleier aus Einheitlichkeit über die Wahrnehmung legt.

Aufs erste Hören wirkt R.I.P. Identification etwas überfordernd. Das Klangbild kommt wie ein wildes Gestrüpp aus vielen musikalischen Einflüssen daher, welches sich nur schwer in ein Genre einordnen lässt. Erst bei mehrfachem Hören kristallisieren sich die einzelnen klanglichen Nuancen heraus, die das Album so besonders machen. Titel wie Lie und Iranian Mausoleum überzeugen mit orientalischen Gesangseinlagen, die von Eskandari selbst stammen, teilweise auch im Hintergrund von einem Chor ertönen. Lalaland und Like I Do legen mit ihrem progressiven Sound den Vergleich zu Künstlerinnen wie Björk oder Fever Ray nahe, während sich in Titeln wie In My Dreams oder Change Is What ein vergleichsweise düsteres Klangbild auftut.

Obwohl diese Strukturen der einzelnen Songs einem ähnlichen Aufbau folgen und nicht unbedingt durch Vielfalt bestechen, fügt sich der Sound auf R.I.P. Identification dennoch auf Anhieb in kein harmonisches Gesamtbild. Jeder Song steht alleine für sich und überzeugt mit seinen eigenen Stärken. Jedoch entsteht am Ende durch die vielen Einflüsse eine gewisse Reizüberflutung. R.I.P. Identification bildet kein harmonisches Konzept, sondern wirkt wie ein wildes Durcheinander. Dadurch ergeben sich an der einen oder anderen Stelle Schwierigkeiten, die beim Hören nur schwer zu überwinden sind.

Auch wenn Pari Sans Debütalbum nicht beim ersten Hören direkt im Ohr bleibt und die eine oder andere Schwachstelle aufweist, ist es dennoch ein starkes Album. R.I.P. Identification ist keine Platte für jeden Tag, dafür muss man einfach in der Stimmung sein. Doch genau diese Eigenart macht manchmal auch den Reiz aus, um in solch ein Album reinzuhören.

(Isabela Przywara, CT das radio)

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