Cover: Porches - Pool

Dass der Sound der 80er inzwischen wieder populär ist, ist soweit nichts Neues. Langsam können die Synthesizer und elektrischen Drums wieder unironisch getragen werden. Den Beweis liefert  Aaron Maine alias Porches mit seinem neuen Album Pools mit Leichtigkeit. Was das Album aber eigentlich ausmacht, sind nicht die Klänge und Instrumente, die die Ära des Neons definiert hat; vielmehr besticht Pools durch seine dichte Stimmung und den eingängigen Hang zur Melancholie. Für Porches waren die 80er mehr als nur Spandex und Haarspray.

Schon bei den Vorabsingles Hour und der jüngsten Auskopplung Be Apart wird so mancher Porches-Fan überrascht gewesen sein: 2013 klang Maine noch ganz anders, mit mehr elektrischen Gitarren und richtigem Schlagzeug. Aus Indie-Poprock mit gelegentlicher Exkursion in die Welt der Keyboards wurde ein vollständiges Indietronica-Album – digitaler Retro-Futurismus gibt hier den wortwörtlichen Ton an, die E-Drums wären vor 30 Jahren nicht weniger en vogue gewesen. Hier klingt das alles aber deutlich voller, kräftiger, obwohl Maine größtenteils sehr minimalistisch vorgeht. Schon die aktuelle Singleauskopplung des Albums Be Apart setzt nicht auf mächtige Synthie-Wellen, wie man es beispielsweise bei CHVRCHES erwarten würde. Stattdessen ist alles reduziert auf das Nötigste: Ein sanfter Teppich unterlegt die prominenteren Riff-Stakkatos, die im Refrain durch wunderschön verstimmt klingende Lead-Synthesizer ergänzt werden.

Generell klingen die Keys, als hätte Maine sich bei den Sounds von Phil Collins oder Michael Jackson bedient und dann ein bisschen damit rumgespielt. Sie klingen selten nach Klischee, eher schrammen sie durch ihre Schmutzigkeit ganz knapp daran vorbei. Wenn Porches dann doch mal in Richtung 80s-Easy Listening geht, dann konsequent und elegant: Der Song Mood etwa weißt Handclaps und saftige Schnulzen-Synthesizer auf, dazu der analoge Bass und die vor Chorus triefende abgedämpfte Gitarre: Das würden selbst Miami Vice-Fans aufhorchen lassen. Wenn Maine wie bei Hour dann noch von seiner Freundin Greta Kline alias Frankie Cosmos zuckersüß im Background begleitet wird, entstehen verträumte und hypnotisierende Klänge, wie sie Jan Hammer nicht besser hätte komponieren können.

Maine macht keinen Hehl daraus, dass er Porches nun in eine andere Richtung bewegt – völlig unironisch und modernisiert kommen die 80er hier explizit zum Vorschein, lassen sich aber urteilsfrei genießen, ohne an peinliche Mode in Türkis-Rosa zu erinnern. Vielmehr erzeugen sie Bilder von Sonnenuntergängen an Stränden, oder nächtlichen Autofahrten im Cabrio. Durch clevere Spielereien hält Maine die Spannung durch alle 12 Tracks aufrecht, sei es durch jazzige Saxophon-Soli in Shaver oder plötzlichen Anflügen von Autotune in Underwater. Der Pool, den Porches uns hier anbietet, mag ein bisschen schmutzig sein – trotzdem springen wir gerne rein und lassen uns ein bisschen im Mondschein treiben. (Sebastian Seifert | Campus FM)

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