Es passiert nicht allzu oft, dass ein Album ab der ersten Sekunde unnachgiebig in seinen Bann zieht. Vor allem dann nicht, wenn Woche für Woche dutzende Alben auf dem Schreibtisch und im Postfach landen. Aber es ist nicht unmöglich und Romare tut genau das mit einer fast schon unerhörten Leichtigkeit.
Wer das musikalische Jahr schon abgeschlossen und seine Hitlisten vorgefertigt in der Schublade liegen hat, wird für diese einstündige Ode an die Liebe noch einmal umdisponieren müssen. Love Song: Part Two ist das zweite Album des Produzenten nach dem hochgelobten Projections und die Fortsetzung der EP Love Songs: Part One von 2013. Vollkommen unberührt und unbeeindruckt von etwaigen Erwartungen setzt Romare seinen Durchmarsch jetzt drei Jahre später einfach fort. Und wie.
Irgendwo zwischen Nicolas Jaar, James Blake und Weval wogt der Opener Who To Love? aus den Boxen. Anfangs besteht der Track aus nicht als einem Vocal-Loop, einem Clap-Beat und vereinzelten Synthesizertupfern. Minimalismus at its best. Noch dazu klingt dieser Albumbeginn aber alles andere als simpel, sondern ausgeklügelt bis in die Millisekunden. Und so geht es weiter auf Love Songs: Part Two, ein Groove jagt den nächsten, ein Beat ist funkier als der vorige.
Romare greift tief rein ins Zutatenregal, ganz nach dem Motto: "Einmal alles bitte!" Je T'aime bedient sich einem satten, unnachgiebigen Bass und einer Ohrwurmhook, All Night Boogie-Versatzstücken und Congas und L.U.V poppig-cheesy Gesangspassagen - um nur einige Tracks herauszupicken, denn keine der zehn Nummern fällt qualitativ in irgendeiner Weise ab. Gerade wenn zum Beispiel nach Honey der Vorrat an Smoothness endgültig aufgebraucht scheint, haut Romare mit Come Close To Me wie selbstverständlich den nächsten Killergroove raus und lässt anschließend noch mühelos den schier unendlichen Achtminüter Who Loves You? los.
Wenn Liebe immer so wäre wie ein Romare-Track, könnten die Seifenopern, Klatschblätter und Ratgeberverlage dieser Welt kollektiv dicht machen. Zumindest 58 Minuten lang lässt Romare diese Vorstellung in greifbare Nähe rücken. Love Songs: Part Two sticht nämlich nicht nur durch seine astreine Produktion hervor, sondern vor allem durch eines: Das Zuhören macht unglaublich viel Spaß. Romares zweites Album klingt frisch, unkonventionell ohne jegliche Scheu vor Genregrenzen oder Rezeptvariationen, sexy, locker, leicht und unangestrengt. Und vor allem unkompliziert: Es gilt keine kryptischen Beats zu entschlüsseln, sondern einfach nur, sich eine Stunde lang dieser elektronischer Virtuosität hinzugeben. Liebe kann so einfach sein. (Benedict Weskott, CT das radio)
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Der Silberling der Woche ist eine Kooperation der Campusradios
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Daher findet ihr hier jede Woche eine Rezension zu einem besonders interessanten Album, wechselweise von den Musikredaktionen dieser drei Campusradios verfasst.
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RÜCKSCHAU
ARCHIV
WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
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KW 22/2018 | Örvar Smárason | Light Is Liquid | Morr Music |
KW 17/2018 | Die Nerven | Fake | Glitterhouse |
KW 16/2018 | Altin Gün | On | Bongo Joe |
KW 15/2018 | Frankie Cosmos | Vessel | Subpop |
KW 13/2018 | Jo Goes Hunting | Come, Future | Backseat |
KW 12/2018 | Gengahr | Where Wildness Grows | Transgressive Records |
KW 11/2018 | Superorganism | Superorganism | Domino |
KW 10/2018 | Everything Is Recorded | Everything Is Recorded by Richard Russell | XL Recordings |
KW 09/2018 | Car Seat Headrest | Twin Fantasy (Face To Face) | Matador |
KW 08/2018 | Ought | Room Inside the World | Merge Records |