The Screenshots - 2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee

J@@@@@ - Der markerschütternde Schrei, mit dem das Debütalbum der Screenshots endet, fasst das Album eigentlich ganz gut zusammen. Die drei „internetaffinen Die Ärzte“, wie Der Spiegel (Boomer-Medium) die Post-Punk-Pop Band aus Krefeld (oder doch Köln? Es bleibt ein Rätsel) beschreibt, haben sich 2018 mit zwei EPs in die Herzen der deutschen Indie Szene gespielt. Jetzt ist endlich ihr erstes Album 2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee draußen.

Der aus der Start-Up Satire Twitter-Bubble geborene Humor der drei Shooters Dax (ehemals D!) Werner, Kurt Prödel und Susi Bumms, der den knallig schrammeligen Post-Punk der Screenshots ausmacht, schlägt auch hier wieder voll zu. Die Shooters brillieren wieder mit dem was sie am besten können: In vermeintlichen Plattitüden unseren neoliberalen Spätkapitalismus auf die Schippe und damit gehörig Hopps nehmen.

Im von L-Goony gefeaturten Träume nehmen sich die Shooters ebendiese neoliberalen Leitbilder und –Figuren vor.:

„Denn du hast dich durchgesetzt

Zurecht, du hast alles im Griff

Und sie nenn'n dich Chef

Mit'm Anzug in die Schule

Christian-Lindner-Swag“

Mit einer maximal übertriebenen Anbiederung an bürgerliche Ideale machen die Screenshots in Wir lieben uns und bauen uns ein Haus einen Ausflug in die bürgerliche Welt der Bausparverträge und Neubaugebiete. Das Lied klingt auf wunderbar ironische Weise nach Vorstadt-Sparkasse, nach SUV-Leasing-Vertrag und Ginsammlung im Wohnzimmerregal.

„Früher waren wir wild und unbequem

Heute geht's um Liebe und Vertrauen

Die neuen Nachbarn sind genau wie wir

Und darum bleiben wir für immer hier“

In Snacks werden nichtwidersprüchliche Profanitäten gegeneinander ausgespielt und Markenprodukte abgefeiert:

„Pringles, Nachos // Milka Luflée // Ferrero Küsschen // Toblerone […]
Ich will eigentlich Snacks // Doch du willst nur Sex“

Wer auf der Suche nach ~ernsthafterer~ Gesellschaftskritik ist, wie man sie von früheren Songs wie „Europa“ oder „Deutschland“ kennt, wird auch diesmal fündig. So bringen die drei in Walter White ist tot eine saftige Kritik an die Medienwelt. Hier werfen sie den Medien Gewaltverherrlichung und implizit auch den Aufstieg der Rechten in Deutschland vor. Aber auch vor Neuerungen schrecken die Shootingstars aus dem Internet nicht zurück. So darf die Bassistin Susi Bumms in John Mayer den Leadgesang übernehmen und hält dem Kitsch ein wunderschön kitschig-balladeskes Liebesständchen. Insgesamt einfach wieder ‘ne runde Nummer das Ding!

Drum halten wir es doch wie die zweite Singleauskoppelung aus dem Album es uns gezeigt hat: Die Welt geht noch nicht unter, also haben wir noch Zeit, uns die Platte in den Schädel und die Shooters in die Charts zu f****n.

 

Torben Kassler, eldoradio*

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