Albumcover.

Um 8 Uhr morgens ist die Welt noch ein bisschen dösig. Die Sonne ist schon lange aufgegangen, und trotzdem ist der Schlaf noch lange weg – in diesem, einer Trance ähnelnden, Zustand befinden sich Teengirl Fantasy auf ihrem neuen Album 8AM.

Logan Takahashi und Nick Weiss aus Brooklyn stehen auf diesen Zustand. Nicht umsonst ist das insgesamt dritte Album des Duos 8AM das inzwischen zweite Album, dass ihn audiovisuell umsetzen zu versucht – im Kontext des Debütalbums 7AM ist ein deutlicher Zusammenhang zwischen den beiden Alben zu erkennen. Sie sollen den Soundtrack bilden für den Morgen nach dem Rave, oder wie Takahashi es im Interview bezeichnet: “[…] the idea of post-peak, after the main event of the night.” Dabei wird das zweite Album des Duos, Tracer von 2012, gekonnt übersprungen – das passt mit seinem Pop-Flair und dem halben Dutzend Features nicht so ganz in dieses Konzept. 

8AM gibt sich im Sound deutlich losgelöst vom klassischen Strophe-Refrain-Bau, freifließend entwickelnd sich die Songs auf fast unkontrollierte Weise. Dieses abstrakte Gemisch, das sich ursprünglich den Genres House und Disco bedient, ist eindeutig entspannt und entspannend. Die Party ist vorbei, was bleibt, ist der anschließende, abklingende Rausch im Sonnenaufgang. Die zweite Single des Albums, Star-rise, beginnt mit melodischen Kaskaden und zitternden elektronischen Beats, lässt dem Hörer dennoch gelegentlich Zeit, um nochmal runter zu kommen, wenn der Beat aussetzt. It Was Already Light Out setzt auf schwere, schleppende Bass-Hits, die entfernt an Dubstep erinnern - eines der angenehm düsteren Stücke auf dem Album. 

Auch wenn 8AM größtenteils instrumental daherkommt, konnten sich Teengirl Fantasy einen Gast nicht verkneifen: Rapper Khalif Jones, besser bekannt als Le1f, verleiht dem fantastischen Titel Seeds seinen Gesang. Indem er sich durch verwaschene Synthesizer und hektische Drums kämpfend, bringt er mit diesem Song eine gewisse Wärme auf die Platte. Nicht, dass es 8AM generell kalt klingt – Ambient House-Stücke wie Telepaths wirken freundlich und einladend durch die augeklügelte Percussion und sanfte Keyboards. 

Mit 8AM setzen Teengirl Fantasy ihre Kopfkino-Musik fort und bleiben ungreifbar; in ein konkretes Genre lässt sich das Album nicht stecken. Dennoch zeugt es von viel Struktur, trotz des kontrolliert chaotischen Sounds. Nach fünf Jahren seit dem letzten Album bringen uns Teengirl Fantasy einen weiteren Begleiter für die Morgen danach, wenn der Kopf sich nach der letzten Party noch ein wenig weiterdrehen möchte, bevor der Tag beginnt. 

(Sebastian Seifert, CampusFM)

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