Irgendwo im Keller, unterm Bett oder im verstaubten Regal auf dem Dachboden hat jeder, der spätestens in den 1990er-Jahren geboren ist, noch eine Compilation liegen. Vor der Spotify-Playlist waren auf eine CD gepresste Hitparaden der Shit wie Bravo Hits, Smash!, Just The Best oder die vom Tigerenten-Club. Bravo Hits ist allerdings der einzige dieser Sampler, der auch noch heute regelmäßig rauskommt. Soll heißen: Mehr Oldschool geht nicht. Es sei denn, man bringt 2018 eine Compilation auf Kassette raus.
TUMA 2.0 heißt der neue Sampler des wachsenden Dortmunder Labels TUMA. Vier lokale DJs haben das Kunstprojekt vor drei Jahren erschaffen, und sich dadurch gleichzeitig zu Gegnern der Zeit heraufbeschworen: gegen CDs als Massenware, die in tausendfacher Auflage gepresst rausgehauen werden, ohne die KünstlerInnen und ihre Musik zu würdigen; gegen die hitzige Musikindustrie, in der der Sound oft in mainstreamfähige Genrekategorien gequetscht wird; gegen das Clubsterben und ein Nachtleben in Schuppen, in denen Einheitsbrei gespielt wird.
Ambitionierte Ziele für vier DJs, die außerhalb ihrer Drum & Bass- und Electro-Szene kaum bekannt sind. Es funktioniert, weil die vier Dortmunder im kleinen Rahmen die Kreativität bündeln und auf TUMA 2.0 KünstlerInnen vereinen, die im Netz möglicherweise im Verborgenen geblieben wären. TUMA macht da nichts anderes als ähnliche Zusammenschlüsse von Independent-MusikerInnen wie etwa in Berlin und London. Allerdings sind die Grenzen, die die Dortmunder überbrücken, um einiges größer. Auf TUMA 2.0 werden viele Artists aus NRW gefeatured, aber auch aus New York, Tokyo und von den Bahamas.
Lana Love etwa ist eine junge Sängerin aus New York, die noch keine nennenswerten Charterfolge feiern konnte, dabei ist ihr Track Famous auf TUMA 2.0 ein absolut Club tauglicher EDM-Smasher. Vom Düsseldorfer Herb LF kommt A Little Soulman, ein Beat aus einer Mischung aus Hip-Hop, Ambient, loungigem Klaviersound und Elementen des Dubstep, die in der Mitte des Songs einsetzen. Der Titel Electric Boogie vom Dortmunder DJ M. Petit (gemeinsam mit dem Produzenten Little G) ist da deutlich zielführender: ein tanzbarer, langsamer Drum & Bass-Track mit schwer wummernden Bässen und Trompeten.
Ende 2015 tauchten die Sticker des Labels, eine Kassette in Originalgröße, erstmals auf den Toiletten der Clubs und Kneipen in Dortmund auf. Zwei Jahre später erschien der Vorgänger TUMA 1.0, damals mit zehn Artists auf nur einer Kassette, heute sind es doppelt so viele. TUMA 2.0 hat insgesamt 22 Tracks auf vier Seiten auf zwei Kassetten. Der Klang ist komplett verschieden, uneinheitlich und überraschend – die gemeinsame Stimme der KünstlerInnen ist das Projekt selbst, verpackt in ein elektromagnetisches Tonband in einem Kunststoffgehäuse.
(Julian Beyer, eldoradio*)
RÜCKSCHAU
ARCHIV
WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
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KW 23/2017 | Corridor | Supermercado | Requiem Pour Un Twister |
KW 24/2017 | Tora | Take a Rest | Eighty Days Records |
KW 25/2017 | Lea Porcelain | Hymn to the Night | Lea Porcelain |
KW 26/2017 | Ant Antic | Wealth | Seayou Records |
KW 27/2017 | MT. Wolf | Aetherlight | CRC Music |
KW 28/2017 | Rey And Kjavik | Rkadash | Katermukke |
KW 30/2017 | Shabazz Palaces | Quazarz: Born on a Gangster Star | Sub Pop |
KW 31/2017 | Avey Tare | Eucalyptus | Domino |
KW 34/2017 | Turnover | Good Nature | Run For Cover |
KW 35/2017 | together PANGEA | Bulls And Roosters | Nettwerk |