Cover: Wavves - V

Vielleicht braucht Nathan Williams einfach mal eine Aspirin. Der Sänger und Gründer der Band Wavves beklagt auf dem neuesten Album der Kalifornier mehrmals seine Kopfschmerzen und begründet sie – mehr oder weniger explizit – mit seiner selbst auferlegten Unzufriedenheit. Danach hört sich V, passenderweise das inzwischen fünfte Album der Band, tatsächlich ein bisschen an – aber im besten Sinne. Natürlich ist es laut und ein bisschen schrammelig, Wavves sind für ihren noise-poppigen Surf-Rock bekannt. Die Songs treiben und pulsieren wie die Stirn nach einer durchzechten und von Drogen dominierten Nacht, bei der man es lieber etwas ruhiger hätte angehen sollen.

Das ist sowieso ein durchgängiges Thema, das Williams auf V behandelt: Wie sehr darf ich meine eigenen Entscheidungen bereuen? Und darf ich mich beschweren, wenn es mir durch diese Entscheidungen nicht gut geht? Williams entscheidet sich nicht dafür, sein Unwohlsein anzuprangern, sondern nennt es sachlich, wie es ist, mit einem Hauch von Trotz, wie etwa im selbst-reflektivem „Tarantula“: “Every morning / Toxic waste / Everything sucks / If you don’t get your way”. Der surf-rockige Kracher „All The Same“ beschreibt hingegen, wie wirklich alles schief gehen kann – kaputtes Auto, Job verloren, man hat jeden Tag etwas mehr das Gefühl durchzudrehen – und trotzdem behält man einen Funken Optimismus, solange man sich an jemandem festhalten kann, der einem wichtig ist: „I’m more insane each day / But I’ll be ok / […] / You don’t know what you mean / To me, to me“.

Bei all den fehlenden Balladen, den Dur-Akkorden und mächtigen mehrstimmigen Gesängen in den Refrains darf man den Optimismus also als Grundmessage der Platte sehen. Williams selbst sagte zu dem Album: „It’s not happy music, not at all, but it’s inspired by learning to be happy about the shittiest lows, trying to express a realistic optimism in knowledge that nothing is ever going to be perfect, and there will always be some fucked up shit in your life… but you can have a postive outlook on it, if you want.“ Auf dem Album scheint der Erzähler der Stücke sich selbst davon überzeugen zu wollen, wie etwa im herrlich 90er-inspirierten „Pony“: „And the days go on / It'll take some time / To figure out / It gets better / It better“. Wehe, wenn es nicht besser wird. Williams zeigt sich als End-Zwanziger so jugendlich wie bereits auf seinem Debütalbum von 2008: Ich mache was ich will und erwarte alles vom Leben.

V wirkt im Kern wie ein insich gegensätzliches Werk, und das macht es so faszinierend. Die Musik könnte man fast beim sauber abgemischten Pop-Punk einordnen, dafür bleibt es aber trotzdem dreckig und noisy genug, um nicht mit Blink-182 verglichen zu werden. Die Texte beklagen die Schwermut des Lebens und wollen Hoffnung machen, scheinen aber selbst beim Schreiber der Texte nicht immer erfolgreich zu sein. Letztendlich dominiert der Selbstzweifel, wie etwa in der Single „Heavy Metal Detox“: „Have I lived too long? / Why does my head hurt?“ Da hilft wohl auch kein Aspirin. (Sebastian Seifert | CampusFM)

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