Cover: Weval

Der Bass lässt nicht lange auf sich warten. Und auch nicht die Klangästethik, die schon als Wevals Trademark-Sound gelten kann, obwohl ihre jetzt erschienene, selbstbetitelte Platte erst ihr Debütalbum ist. Die Vorarbeit kann sich sehen lassen.

Harm Coolen und Merijn Schotte Albers lernten sich vor zwei Jahren in Amsterdam kennen und es rastete direkt etwas ein. Die sphärische und druckvolle Debüt-EP Half Age zog mit massiven Brettern wie Detian oder Rooftop Paradise und Valiumdosen á la Somehwere + Something in großem Stil die Schuhe aus. Auf dem Cover ein Astronaut in karger Mondlandschaft mit Blick auf die Erde. Eine Geste kleiner ging nicht und passt auch nicht. Easier setze die Reise auf der gleichnamigen EP in Richtung Caribou fort, mehr Electronica und weniger Sphärisches.

Erschienen die ersten EPs noch in Amsterdam bei Atomnation, wird Weval nun beim Kölner Label Kompakt verlegt – ein Ritterschlag in der elektronischen Musikszene. Und es zeigt sich: Coolen und Schotte Albers haben ihren Sound im letzten Jahr mehr als nur perfektioniert. Schon in The Battle steckt derart viel Ohrwurmpotenzial, produktionstechnische Finesse und anschlussfähige Startenergie, dass der Finger direkt in Richtung Repeattaste zuckt. Nur haben Weval in den folgenden 45 Minuten noch viel zu viel zu bieten, um nach fünf Minuten schon hängenzubleiben.

Für ihr Debütalbum sperrten sich Weval regelrecht ein im neuen Studio, das nun – statt wie bisher im Wohnzimmer – in einem zum Kreativhaus umfunktionierten Schulgebäude zu finden war. Während der Rest Mitteleuropas im heißen Sommer letzten Jahres konstant in irgendeinem Gewässer trieb oder vor Ventilatoren saß, verwandelten Coolen und Schotte Albers den Keller des Gebäudes im schweiße ihres Angesichts in eine neue kreative Heimat.

Hier entstanden Perlen wie I Don't Need Its sperriger, noisiger Basslauf oder die ephemeren Gesangeinlagen bei Days, das sich ohne Weiteres und vollkommen selbstverständlich in Wevals Diskographie einreiht. Überhaupt ist Weval im besten Sinne ein kohärentes Album. Ways To Go folgt wie ein Zwangsläufigkeit auf Madness und auch das sich anschließende You're Mine ist eine absolut logische Fortsetzung der Klangreise und lässt Erinnerungen an Easier wach werden.

So tastet sich der Klang der Platte immer weiter in Gefilde vor, die das halluzinogen, in den digitalen Bemusterungen sogar animierte Plattencover ankündigt: Leicht psychedelisch und entschleunigt wirken Just In Case oder You Made It (Part I) wie eine Fusion zwischen den Cariobou-Referenzen der Easier EP und der im besten Sinne sedativen erste Hälfte der Half Age EP. Aber wie um die Erwartbarkeit elegant abzukanzeln, drehen Weval mit dem vertrackten You Made It (Part II) und dem experimentellen Popsong Years To Build nochmal voll auf. "It takes years to build up something", heißt es da. Manche brauchen für ein Meisterwerk aber nur ein Jahr.

(Benedict Weskott | CT das radio)

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