Cover: Will Butler - Policy

William Pierce Butler zeigt sich uns. Bei Arcade Fire ist Will seit über zehn Jahren der kleine Bruder des Sängers, der Basser, interessant aber nicht im Mittelpunkt. Jetzt kommt sein Solo-Debut und Will Butler packt aus, was alles geht. Warum nur Bass spielen, wenn man es auch an den Synthies, der Gitarre und den Drums drauf hat?

Policy beginnt mit einem einzigen E-Chord und dann kommen all die Ideen, die sich in Butler angestaut haben. Aus Handy-Sprachnotizen werden ganze Hymnen und auf Basslinien, die in seinem Kopf tanzen, komponiert Butler catchy Refrains für die Ewigkeit. Er sagt, er wollte die volle Spannweite seiner musikalischen Interessen ausloten. Das ist ihm auf Policy gelungen.

"Son Of God" ist dabei der straighteste Indie-Rock-Song. Eine eingängige Gitarrenmelodie, entspannte Grundstimmung und gleichgültiges Fluchen. Klatschen und Stampfen treibt den Track voran, wie es die Radio-Hit-Maschinen von Mumford & Sons nicht schöner hätten schreiben können und doch wird der Rhythmus nie so eindeutig. Butler bricht ihn mit Gesangs-Einschüben, nimmt zwischendurch das Tempo raus und am Ende klingt alles immernoch locker leicht, wie in einem Rutsch komponiert.

Der Song der am meisten mit allen Genre-Bezeichnungen bricht ist witziger Weise der Vorbote des Albums "Anna". Eine Ansage? Hier komme ich - und ich kann auch anders? Wer weiß. In jedem Fall ist "Anna"schwungvoll, hat Humor, lässt uns zum Bass wippen und schafft es trotz rhythmischer Monotonie und den ewig gleich hämmernden Synthies nicht komplett zu nerven. Eine schräge Leichtigkeit, wie wir sie sonst eher von Bands hierzulande wie den Sternen oder vielleicht Lee Buddah gewöhnt sind.

Etwas erzwungen wirkt die Grenzerweiterung in Richtung dramatischer Ballade: "Sing To Me" fühlt sich an, als wenn Butler nun auch dringend noch einen Song auf das Album packen wollte, den wir auch im November bei Regen noch gern hören. Gar nicht fröhlich, bemüht hingerotzt und verwegen. Funktioniert aber leider nicht, klingt eher langweilig und zu sehr nach Selbstmitleid.

Ein Debut-Album voll Spagaten zu schreiben ist gewagt und treibt Managern wie Promotern, die sich die Profilierung ihres neuen Künstlers wünschen sicher einige Schweißperlen auf die Stirn. Policy ist aber trotzdem wunderbar in einem durchhörbar, ein echtes Frühlingsalbum, das mit seiner humorvollen Leichtigkeit ein idealer Begleiter für heimische Gartenparties oder entspannte Koch-Sessions mit Pony-Makkaroni (Rezept-Idee stammt aus dem Song "What I Want") ist. Will Butler ist eben entspannt und ohne große Sorgen, um das, was ist und was noch kommen mag: I came, I saw I conquered, and I slept like today. (np)

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