Überirdisches Wesen oder Racheengel? Wolf-Alice-Sängerin und -Gitarristin Ellie Roswell kann sich auf dem neuen Album nicht ganz entscheiden. Visions of A Life wurde nach dem Erfolg des Erstlingswerks My Life Is Cool nicht nur von Fans der UK-Band sehnsüchtig erwartet. Und das Warten hat sich gelohnt, denn Wolf Alice beweisen mit Visions Of A Life, dass sie nicht in der Genresparte des Indie-Rock versauern.
Das Albumcover zeigt ein altes Foto einer Ballerina, bei der es sich um die Tante der Sängerin handelt, und spiegelt das melancholische und leicht übernatürliche Feeling wieder, das viele der Songs verbreiten. Heavenward etwa vereint Ellie Roswells zarte Stimme mit Halleffekten und einem Songtext, der zum Titel passt: „Go heavenward like all earth angels should“. Don’t Delete The Kisses erinnert mit seinen Synthesizern an die Achtziger, bringt durch die Sprechgesangpassagen aber einen ganz eigenen Twist mit.
Trotzdem fehlen bei kaum einer dieser engelhaften Hymnen E-Gitarren und Drums, Planet Hunter hat am Ende sogar ein Gitarrensolo. Der einzige Song, der vollkommen auf allen Schnickschnack verzichtet und nur durch eine Akustikgitarre begleitet wird, ist After The Zero Hour. Der Track erinnert damit an eine Mischung aus Florence + the machine und Simon & Garfunkel. Man kann sich bildlich vorstellen, wie Ellie Roswell dazu auf einer Lichtung im Wald tanzt.
Visions Of A Life hat aber auch noch eine ganz andere, viel rotzigere Seite. Die erste Singleauskopplung Yuk Foo ist so punkig und voller Gitarren, dass es nach einer Zeit schon etwas anstrengend werden kann. Wolf Alice scheint die ganze Wut und Frustration, die sich seit dem letzten Album aufgebaut hat, in diesem Song rauszulassen: „'Cos you bore me / You bore me to death / Well, deplore me / No, I don't give a shit!“.
Wem das ein wenig zu viel ist, für den dürfte Beautifully Unconventional genau die richtige Mischung sein. Es ist wohl der Song mit dem größten Hitpotenzial. Mit seinem sich zum Refrain hin steigernden Tempo und seinem leichten Rock n’Roll Feeling macht er einfach Spaß.
Mit Visions Of A Life haben Wolf Alice das geschafft, woran viele Bands scheitern: Nach einem sehr erfolgreichen ersten Album noch einmal genauso gut, wenn nicht sogar besser und vielfältiger nachzulegen. Wieso sollte man sich auch zwischen Engel oder Teufel entscheiden, wenn man einfach beides sein kann?
(Jacqueline Winkler, CampusFM)
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Der Silberling der Woche ist eine Kooperation der Campusradios
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Daher findet ihr hier jede Woche eine Rezension zu einem besonders interessanten Album, wechselweise von den Musikredaktionen dieser drei Campusradios verfasst.
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RÜCKSCHAU
ARCHIV
WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
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KW 36/2016 | De La Soul | and the Anonymous Nobody | A.O.I. |
KW 06/2017 | Antilopen Gang | Anarchie und Alltag | JKP |
KW 48/2013 | Rob Lynch | All These Nights In Bars Will Somehow Save My Soul | Grand Hotel van Cleef |
KW 41/2019 | Angel Olsen | All Mirrors | Jagjaguwar / Cargo |
KW 42/2016 | Douglas Dare | Aforger | Erased Tapes |
KW 27/2017 | MT. Wolf | Aetherlight | CRC Music |
KW 45/2014 | Høgni Reistrup | Ádrenn vit hvörva | TUTL |
KW 02/2016 | Ignite | A War Against You | Century Media |
KW 16/2016 | Bibio | A Mineral Love | Warp |
KW 14/2017 | Teengirl Fantasy | 8AM | Planet Mu |