Dass Kreativität seine Zeit braucht, ist keine Neuigkeit. Dass gut Ding Weile haben will, auch nicht. Aber gleich 16 Jahre? The Avanlanches veröffentlichten im Jahr der Jahrtausendwende ihr Debütalbum und machten vor allem deshalb Furore, weil es aus rund 3500 Vinylsamples zusammengebaut worden war. Auch wenn sich seit 2000 einiges neben der Bandformation auch in der Welt einiges verändert hat, steht auch Wildflower 16 Jahre später wieder ganz im Zeichen des Samplings.
Gleich nach dem Intro The Leaves Were erklingt der charakteristische Oldschool-Disco-Funk-Vinyl-Sound, Honey Cones Gesangsstücke aus ihrem Song Want Ads mischen sich bei Because I’m Me mit Camp Los Rap. Überhaupt lesen sich die Credits der 21 (!) Songs wie eine Fußnoten in einer Abschlussarbeit, so viele Referenzen und Kollaborationen finden sich auf Wildflower. Neben den gesampelten Interpreten sind aktuelle Größen wie Ariel Pink, Danny Brown, Toro Y Moi und Father John Misty und zahlreiche weitere Featurings mit an Bord.
Davon, dass das Album laut dem ehemaligen Bandmitglied Darren Seltman 2005 als Ambient-Weltmusik begann, ist jetzt definitiv nichts mehr zu hören. Stattdessen dominieren Retrosounds auf dem Größtenteil des Albums. Eine Ausnahme stellt das viereinhalbminütige If I Was A Folk Star mit Samples von Queens of the Stone Age und entrücktem Gesang von Toro Y Moi. Hier klingt mit den Chimes im Hintergrund auch zum ersten Mal ein Überbleibsel der anfänglichen Weltmusik durch.
Es folgen durchgeknallte Tracks wie The Noisy Eater oder The Wozard of Iz (mit Danny Brown), leicht psychedelische Sonntagsmusik (Sunshine) und bei Kaleidoscopic Lovers ein Klang, der wahrscheinlich ostasiatisch inspiriert klingen soll. Generell driften The Avalanches in der zweiten Hälfte von Wildflower immer weiter in undurchschaubare, verdrehte Welten ab. Zum Schluss bleibt nur die Einsicht, dass dieses zweite Album vor allem eines ist: unfassbar vielschichtig. Um alle Schichten zu durchdringen und die Songs halbwegs zu verstehen, ist einige gemeinsame Zeit mit den Avalanches nötig. Aber mit kurzen Intermezzi haben die es ja eh nicht so.
(Benedict Weskott | CT das radio)
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