Leoniden über ihr neues Album "Sophisticated Sad Songs"
Treibende, glückliche Musik, halb geschriene/halb gesungene Lyrics, zusammen mit Texten voller Weltschmerz – dieses Paradox hat die Kieler Band perfektioniert. Ihr viertes Album ist sowohl eine Unterschrift als auch ein neues Kapitel ihrer Musik. Zum ersten Mal haben sie sich Zeit gelassen und ohne festes Veröffentlichungsdatum oder Singles an ihrem Album gearbeitet – genau bis zu dem Punkt, an dem alle mit allem zufrieden waren. Herausgekommen ist ein Album mit einem roten Faden, getränkt von Welt- und Herzschmerz.
„I can write a million heartbreak songs, and when the millionth one is done I’ll write another one.“
„Ehrlich, laut, mutig“ – so beschreibt Lennart von den Leoniden das Album. Die Ehrlichkeit schreiben sich die Leoniden vor allem lyrisch auf die Fahne. „Wir sind nie endende Problemlösemaschinen“, beschreibt Leadsänger Jakob die Haltung, mit der sie an ihre Songs herangehen. All der Herz- und Weltschmerz, der gerade präsent ist, wird verarbeitet, und das scheint bei den Leoniden, wie bei so vielen Menschen, auch vorerst kein Ende zu nehmen. Dazu kommen komplexe Arrangements, bei denen man noch beim fünften oder zehnten Mal Hören etwas Neues entdecken kann. „Wir sind insgesamt eine anstrengende Band, aber ich finde anstrengend etwas Gutes“, erzählt Gitarrist Lennart. Was dabei auffällt, ist das Zusammenspiel von Stimme und Musik. Anstatt den Fokus allein auf die traurigen Texte zu legen, nimmt die Musik eine gleichberechtigte Rolle ein. Der Weltschmerz wird mit lauten, schnellen Instrumentals verbunden, bei denen man den besungenen Schmerz fast für einen Moment vergisst oder ihn einfach herausschreien kann. Damit beanspruchen die Leoniden immer wieder ihr ganz eigenes Genre.
„You never, you never believed in me. But that’s okay 'cause I wasn't sure myself.“
Dem Druck, eine Single zu schreiben, sind auch die Leoniden nicht immer entkommen, mittlerweile ist das aber anders, erzählt Lennart: „Es geht nicht darum, den Leuten einen guten Hit zu präsentieren, sondern einfach darum, ein gutes Album zu machen und gute Konzerte zu spielen. Da finden wir statt, das können wir, und dafür wurde diese Band gegründet.“ Wer schon einmal auf einer Live-Show der Kieler Band war, weiß, dass man am besten ein Wechselshirt für den Rückweg einpackt. Ab Sekunde eins gehen die Fans zusammen mit der Band ab. „Das soll kurzweilig sein und ballern“ Die Besucher springen, moshen und schreien, bis es nicht mehr geht. Ein bekanntes Highlight der Shows sind die waghalsigen Moves von Lennart, seiner Gitarre und dem Mikrofonständer. Dabei seien schon etliche Dinge und Knochen kaputtgegangen, „aber es konnte bisher alles wieder repariert werden“. Mittlerweile steht das Erste-Hilfe-Kit für Mensch und Gitarre direkt neben der Bühne bereit – alles dafür, dass jede Show ein Erlebnis für alle ist. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, kann die Band ab Oktober auf Tour sehen. Das Album „Sophisticated Sad Songs“ gibt es aber jetzt schon – ein zweites oder drittes Mal Hören lohnt sich, finde ich.
Text: Anna Klinge, eldoradio*
Foto: Robin Hinsch